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Bundeskanzler Scholz und weitere Kabinettsmitglieder bei einem Fototermin vor der Heim-EM. Konjunkturell wird das Ereignis ein torloses Unentschieden. (© Foto: Maja Hitij)
Michael Grömling IW-Nachricht 22. März 2024

Fußball-EM 2024: Kein konjunkturelles Sommermärchen

Deutschland steckt tief in der Rezession und die Wirtschaft kommt nicht in Schwung. Wird die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland den rettenden volkswirtschaftlichen Impuls bringen? Nein, meint Michael Grömling, Konjunkturexperte am Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Gleichzeitig dürfe man die psychologische Wirkung auf die Wirtschaft nicht unterschätzen.

Am 14. Juni trifft die deutsche Nationalmannschaft beim Eröffnungsspiel der Fußball-EM auf Schottland. Rund 70.000 Zuschauer werden die Elf von Bundestrainer Julian Nagelsmann anfeuern und auf ein neues Sommermärchen hoffen. Aus wirtschaftlicher Sicht wäre das dringend notwendig, immerhin steckt die deutsche Wirtschaft in einer Krise: 2023 sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Vergleich zum Vorjahr um 0,3 Prozent, Verbände und Unternehmen blicken voller Sorgen und Pessimismus auf das laufende Jahr. Viele stellen sich da die Frage, ob das heimische Turnier die Wirtschaftskraft befeuern kann. 

Konsumausgaben steigen nicht, aber verschieben sich

Die Erfahrung der Fußball-WM im Jahr 2006 zeigt: Sportliche Großereignisse sind kein Konjunkturfeuerwerk. Viele Verbraucher werden die EM zwar zum Anlass nehmen, um sich einen neuen Fernseher zu kaufen, zum Public Viewing einzuladen oder beim Mitfiebern ein Bier mehr zu trinken. Doch dafür sparen sie an anderer Stelle: Bratwurst statt Restaurant, Fernsehabend statt Kinobesuch. Die Konsumausgaben steigen folglich nicht unbedingt, sondern verschieben sich.

Auch die europäischen Gäste, Fans aus den anderen 23 teilnehmenden europäischen Ländern, werden Deutschland nicht aus der Rezession holen, im Zweifel verdrängen sie die anderen Touristen. Ein Hotelzimmer kann eben nur einmal vergeben werden. Für die zehn Städte, in denen die Spiele stattfinden, mag das Ereignis zwar einen kleinen wirtschaftlichen Impuls bringen, doch deswegen wird das BIP am Ende des Jahres nicht höher ausfallen. Zwar fließt in ein paar der Stadien noch etwas Geld in Form von Modernisierungsarbeiten, allerdings entstehen dabei keine neuen Straßen oder sonstige Infrastruktur, wie es etwa bei der WM in Südafrika der Fall war. Einnahmen aus dem Verkauf von TV-Rechten gehen an den Fußballverband UEFA, der seinen Sitz in der Schweiz hat.

Reputation und gute Stimmung nicht unterschätzen

Nicht zu unterschätzen sind allerdings psychologische Effekte: Ein sportliches Großereignis kann die Stimmung aufhellen und das Image des Gastgeberlandes verbessern. Eine aus sportlicher und organisatorischer Sicht erfolgreiche EM macht den Standort attraktiver. Imagepflege ist, gerade vor dem Hintergrund schwacher Direktinvestitionen, ein enormer Gewinn. Gleichzeitig ist Konjunktur geprägt von Erwartungen und Stimmungen – die emotionale Rendite der EM ist nicht zu unterschätzen.

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